Auch wenn der Modellbau weitgehend abgeschlossen ist - ein wesentliches Element steht noch aus. Denn wie so oft ist da noch eine nette Idee für ein Rahmenkonzept, das das gewisse Extra ausmacht. Im Fall von Needful Things sind dies die "Hände des Puppenspielers". Immer wenn ich Ideen für eine Umsetzung des Romans über Intrigen und Manipulation hin- und her wälzte, kam mir stets als erstes das Bild eines gigantischen Puppenspielers in den Sinn, der die Einwohner von Castle Rock an Fäden nach seinen Vorstellungen tanzen lässt. Meines Wissens ist diese Idee sogar auch schon das eine oder andere Mal in Verbindung mit dem Roman verwendet worden. Um mein Setting abzurunden, möchte ich dieses Bild nun auch in meine Modellversion einbauen.
Wer einen Blick auf die zentrale Ansicht des Modells wirft (also das Areal um den Shop von "Needful Things), dem wird auffallen, dass bereits eine recht hohe Anzahl an Strommasten und Stromleitungen die Szenerie dominieren. Überall sind Stromleitungen/ Schnüre im Modell verspannt - eine Anlehnung an ein zentrales Bild des Romans, in dem Mr. Gaunts Technik, die Bewohner der Stadt gegeneinander aufzuhetzen mit einer Reihe Sicherungskästen verglichen wird, die man untereinander kurzschließt. Und diese Optik lässt sich nun wunderbar mit dem Bild des Puppenspielers verbinden. Denn was ich nun vorhabe ist folgendes: Die im Modell verspannten Stromleitungen sollen verlängert und weiter nach oben, über das Modell geführt werden, wo sie zu den Fäden eines Puppenspielers zusammenlaufen - zwei Händen, die über der Szenerie selbst hängen und die Fäden tanzen lassen. Eine nette Idee, allerdings ein wenig mühsam umzusetzen. Neben Fragen die Belastbarkeit meiner Rückwand betreffend sind nämlich vor allem die Hände selbst das Problem - denn diese müssen erst einmal hergestellt werden. Abdrücke mit Gipsbinden kann man hier vergessen, da man mit Binden keine dreidimensionalen Gegenstände abformen kann. Bleibt also nur Abformmasse. Hierbei handelt es sich um ein Pulver, dass man mit drei Teilen Wasser zu einem matschigen Blei verrührt, und in das man anschließend dann das abzuformende Objekt steckt (in dem Fall eine Hand). Man muss hier schnell arbeiten, denn innerhalb weniger Minuten härtet die Masse zu einem gummiartigen, flexiblen Material aus, aus dem man das abzuformende Objekt dann auch recht einfach wieder herausziehen kann - wonach die Gummimasse dann wieder in ihre ursprünglich ausgehärtete Form zurückspringt. Nun muss man die Aussparung nur noch mit Gips ausgießen und der Abdruck ist perfekt. Das perfekte Material also um Hände abzugießen.
Als Handmodell durfte in diesem Fall mein lieber Markus herhalten (zumindest das stand immer außer Frage). Denn Markus hat einfach die mit Abstand schönsten, feingliedrig-langen Klavierspielerhände, die ich kenne - also perfekt für die Optik, die ich hier vor Augen habe.
Ja, und damit geht es auch schon ans Abgießen, was zugegebenermaßen eine ziemliche Sauerei ist, Zunächst einmal gilt es hier einen Kübel/Eimer zu finden, der ausreichend hoch ist, um eine ausgestreckte Hand inkl. Handgelenk und Unterarm senkrecht zu versenken (allerdings darf der Kübel dabei nicht zu breit sein, da man ansonsten Unmengen Abformmasse sinnlos verschwendet). In meinem Fall habe ich einen schmalen hohen Plastikpapierkorb verwendet, in den ich in mit Powertape noch eine Abtrennwand aus Styrodur eingezogen habe. Die größere der beiden Kammern wird nun mit kaltem Wasser gefüllt, in das man dann nach und nach die Abformmasse einrührt. Pro Hand habe ich hier 1.8kg Abformmasse auf 5,5l Wasser verwendet (Falls das übrigens jemand nachmachen möchte: unbedingt einen elektrischen Farb-Rührer oder einen großen Quirl für das Einrühren des Pulvers verwenden!)
Ja, und dann muss es schnell gehen: Hand in Positur bringen, Kopf über hinein versenken - und warten...
Wie wir übrigens feststellen durften, spielt die Wassertemperatur bei der Trocknungszeit eine entscheidende Rolle: Während die Gummimasse in Verbindung mit warmem Wasser rasend schnell aushärtet (mit dieser fatalen Erkenntnis habe ich nämlich die ersten 2kg Abformmasse in den Sand gesetzt), dauert es bei der Verwendung von kaltem Wasser deutlich länger. Entsprechend warten wir hier dann doch eine ganze Weile...
Aber schlussendlich ist die ganze Herrlichkeit ausgehärtet und die Hand kann aus der Masse befreit werden. Zurück bleibt ein recht unspektakuläres Loch an der Oberfläche, in das ich nun meinen Gips gießen werde:
In den Gips versenke ich außerdem eine lange Schraube, die einerseits meinen (bzw. Markus') Unterarm von Innen stabilisieren soll, die andererseits später für die Fixierung der Hand an der
Rückwand sehr wichtig sein wird.
Nun heißt es mal wieder warten. Denn tatsächlich kann ich den Trocknungsprozess der Gipshand nicht wirklich überprüfen (die Hand steckt ja versteckt in der Abformmasse). Daher lasse ich sie einfach sicherheitshalber für 50 Stunden auf der Heizung stehen. Sicher ist sicher. Danach geht es daran, meinen Block aus dem Eimer zu bugsieren und dann danach die Hand Stück für Stück aus der Masse zu schälen. Zum Glück ist die Masse auch nach all der Trocknungszeit noch schön glibschig und flexibel, so dass sie sehr einfach von dem im Inneren verborgenen Gipsabdruck zu lösen ist.
Allerdings gibt es dann doch noch einige Reparaturarbeiten. Leider sind nämlich beim Herausheben meines Glibsch-Blocks aus dem Eimer einige Finger im Inneren gebrochen (blöd aber kein Drama). Diese gilt es nun wieder mit Holzleim anzukleben ...
... bevor die Hand dann in ihrer Grundform fertig ist =)
Ja, soweit der aktuelle Stand. Heute Abend wird es dann an den Abdruck der zweiten Hand gehen. Der Eimer ist frisch präpariert, die Küche mit Plane ausgelegt und Markus seelisch und moralisch auf eine weitere Runde Handmodeln vorbereitet. ..
...in diesem Sinne - drückt mal die Daumen!
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